#aber Tatort bringt einen zu sowas
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nurcarlo · 6 years ago
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30. Guter Rat
Kathi Mit offenem Mund sehe ich Carlo hinterher, wie er einfach im Flur verschwindet. Das ist jetzt nicht sein Ernst? Er kann doch nicht einfach so abhauen und schon gar nicht nachdem er so einen Mist von sich gegeben hat. „Carlo?“, rufe ich ihm hinterher, doch bevor ich aufstehen kann, fängt Emil an zu weinen. Ich nehme den Kleinen auf meine Armen. Egal ob da was kaputt gehen kann. Wenn mein kleiner Prinz weint, muss ich ihn doch trösten. „Pscht, alles gut Schatz. Mama ist ja da!“, versuche ich ihn zu beruhigen und laufe ein wenig mit Emil im Zimmer auf und ab. „Da ist Papa aber laut geworden oder?“, frage ich Emil und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn. Ich verstehe Carlos Ausraster gerade mal gar nicht. Es war doch nur eine Idee, dass ich Ben ein bisschen unter die Arme greife und vor allem würde damit ihm doch eigentlich auch helfen. Ich seufze und fange an Emil ein Lied vor zu summen, davon wird er eigentlich immer ein bisschen ruhiger. Was stellt Carlo sich überhaupt vor, dass ich für immer zu Hause bleibe und auf die Kinder aufpasse? Ich habe doch nicht fünf Jahre lang studiert, um dann nie in meinem Beruf zu arbeiten. Im Moment weiß ich nicht wirklich, ob ich wütend auf Carlo sein soll oder einfach nur enttäuscht. Weil er mir anscheinend nicht zu traut, irgendwas anderes zu machen als unsere Kinder zu hüten. „Mama?“ Ich drehe mich zum Bett um und schaue Toni in die Augen. „Was ist Motte?“, frage ich sie und setze mich zu ihr. „Wieso is Papa böse?“, fragt sie und schaut mich traurig an. Ich setze mich zu Toni aufs Bett und strecke meine Hand nach ihr aus. „Komm mal her, Schatz!“, fordere ich sie auf. Toni rutscht zu mir rüber und ich drücke sie ganz fest an meine Seite. „Papa ist nicht böse auf mich. Manchmal sind Papa und ich nicht einer Meinung, aber wir vertragen uns auch wieder!“, versuche ich ihr die Situation zu erklären und drücke ihr einen Kuss auf den Haaransatz. Toni schaut mich wenig überzeugt an. „Und egal was ist, Papa und ich haben dich und Emil immer ganz doll lieb, okay?“, frage ich sie und drücke meine beiden Lieblinge noch ein bisschen fester an mich. Emil hat sich mittlerweile auch wieder beruhigt und spielt abwesend an meinem Ohrläppchen rum. Toni nickt mir zu, dann legt sie aber trotzdem fragend den Kopf schief, genauso wie Carlo es immer macht. „Papa, Mama auch lieb?“ Ich schenke ihr ein trauriges Lächeln, gerade als ich ihr antworten will, tritt Carlo zurück ins Zimmer. „Egal wie sehr Mama und Papa streiten! Deine Mama liebe ich immer.“, versichert Carlo Toni und hebt sie auf seinen Schoß. Er wirft mir einen entschuldigend Blick zu und ich nicke nur. Er weiß, genau das wir noch einmal über die ganze Sache sprechen müssen. Aber im Moment sind Toni und Emil wichtiger und da muss man auch schon mal seine eigenen Gefühle oder sein Ego zur Seite schieben. Toni kuschelt sich an Carlos Brust und schaut ihn aus ihren großen blauen Augen an. „Papa liebt Toni auch?“, Carlos Gesicht verzieht sich zu einem Grinsen und er fängt an die Kleine zu kitzeln. „Natürlich liebe ich dich Kröte! Und dich auch!“, sagt Carlo und kitzelt Emil mit seiner anderen Hand. Auch Emil fängt fröhlich an zu glucksen und schlägt mit seinen kleinen Händchen nach Carlos großer Hand. Abends sitzen Carlo und ich zu Hause in Stuttgart zusammen auf der Couch und schauen Tatort. So richtig wie alte Leute es Sonntagsabends machen. Aber alles andere hatte schon angefangen und irgendwie gucken wir beide eh nicht richtig auf den Fernseher, sondern hängen unseren ganz eigenen Gedanken nach. Seit heute Nachmittag haben wir nicht mehr über meine Pläne für Vio gesprochen und ich weiß ganz genau, dass Carlo und ich noch immer darüber reden müssen. Das kann einfach nicht ungeklärt im Raum stehen bleiben, aber auf der anderen Seite habe ich auch einfach keine Lust mit ihm zu streiten. Nicht nach den tollen Tagen, die wir zusammen mit den Kindern in Österreich hatten. Ich werfe Carlo einen verstohlenen Seitenblick zu und sehe ganz genau, dass auch er nicht wirklich auf den Fernseher guckt, sondern mir immer wieder Blicke zu wirft. Ich werde vom Blinken meines iPhones aus meinen Gedanken gerissen. Benno hat mir eine Whatsapp geschickt ‚Hast du schon mit Carlo geredet ?‘ Ich fahre mir durch die Haare und schaue wieder zu Carlo. „Schatz?“, setze ich an und lasse mein Handy wieder in die Kissen fallen. Carlo hebt seinen Kopf an und schaut in meine Richtung. Seine braunen Augen sehen müde aus und das helle Licht des Fernsehers wirft bunte Farbflecken auf sein schönes Gesicht. „Ja?“, fragt Carlo und dreht sich zu mir um. Ich setze mich im Schneidersitz vor ihm hin und greife nach seiner Hand. „Können wir nochmal über heute Nachmittag reden?“ frage ich ihn und spiele mit seinen Fingern rum. Carlo greift nach der Fernbedienung und schaltet den Ton aus. Ich schlage meine Augen auf und schaue ihn genau an. „Willst du nicht, dass ich mich bei Vio einmische?“, frage ich ihn und senke meinen Blick. Ich kann ihn sogar verstehen, wenn es so wäre, immerhin ist das so zu sagen sein Baby. Aber Carlo schüttelt seinen Kopf. „Nein, darum geht es gar nicht!“, sagt er ruhig und schaut mich an. „Worum denn dann?“, frage ich verwirrt und mustere ihn. „Ich finde es ist einfach im Moment nicht der richtige Zeitpunkt für dich wieder an zu fangen zu arbeiten?“, sagt er ganz ruhig und klingt, dabei gar nicht wie der sonst so lustige und witzige Carlo. Sondern ganz ernst und fachmännisch. „Emil ist noch nicht mal ein Jahr alt und wir hatten uns darauf geeinigt, dass du erstmal zu Hause bleibst!“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch und mustere Carlo skeptisch, „Ach so du findest also, dass für mich nicht der richtige Zeitpunkt ist? Seit wann entscheidest du das denn alleine?“ sage ich etwas aufgebrachter, ich kann gerade gar nicht glauben was er da sagt. „Ja, ich meine ich verdiene doch genug Geld, da musst du doch gar nicht arbeiten gehen!“, wirft Carlo ein und schaut mich verständnislos an. Ich lasse Carlos Hand los. „Vielleicht möchte ich aber gerne abreiten gehen? Ich habe immerhin fünf Jahre studiert!“, gebe ich Carlo zu überlegen. „Andere Frauen würden sich glücklich schätzen nicht arbeiten zu müssen!“, sagt er dann und bringt damit das Fass zum überlaufen. Fassungslos sehe ich ihn an. Das ist doch nicht mein Carlo hier vor mir. Dieses Machogetue passt überhaupt nicht zu ihm. Bin ich mit Carlo oder Bushido verheiratet? „Andere Frauen? Andere Frauen?“, fahre ich ihn an und werde immer lauter, „Ich bin aber nicht irgendeine Frau Carlo, sondern deine Frau verdammt nochmal!“ Ich springe auf und fixiere ihn mit seinen Augen. „Was ist dein Problem? Ist es so schlimm, dass ich auch was Eigenes machen will?“ Jetzt ist auch Carlo aufgesprungen. „Was mein Problem ist, willst du wissen?“, schnauzt er zurück. Carlo deutet in Richtung Flur und sagt dann, „Mein Problem ist, dass meine Frau unsere beiden Kindern lieber in der Kita ablädt, als sich selbst drum zu kümmern, damit sie sich selbst verwirklichen kann!“ Mit offenem Mund starre ich Carlo an, das hat er gerade nicht wirklich gesagt? Seine Worte treffen mich wie ein Faustschlag. Tränen steigen mir in die Augen und ich habe große Mühe ruhig zu bleiben. „Mich selbstverwirklichen? Nur mal so zu deiner Info Carlo, die letzten vier Jahre habe ich nichts anderes getan, als dir den Rücken frei zu halten, damit du genau das tun kannst. Vielleicht würde es unseren Kindern mal ganz gut tun, wenn du dich weniger um deine Karriere und mehr um sie kümmern würdest!“, sage ich ohne jegliche Emotion in der Stimme und funkele ihn mit wütenden Augen an. Ich weiß, dass ich unfair geworden bin. Ich weiß wie sehr es ihn stört, dass er so viel von den Kindern verpasst. Und ich war immer so stolz darauf, dass wir alles so gut als Team hinbekommen haben. Aber jetzt macht er das alles mit seinem Verhalten kaputt und ich verstehe das einfach nicht. Bevor Carlo auch nur irgendwas sagen kann, drehe ich mich um und stürme in unsere Schlafzimmer. Ich raffe Carlos Bettzeug zusammen und pfeffere es durch die Tür in den Flur. „Gute Nacht!“, sage ich wütend und knalle ihm dann die Tür vor der Nase zu.
Carlo
Zusammen mit Markus und Jo sitze ich am nächsten Morgen im Studio und bastele an ein paar Beats rum. Eigentlich hatten wir uns für eine Studiosession getroffen, damit Danjus neues Album bald fertig wird. Aber ich bin noch viel zu sehr mit Kathis und meinem Streit von gestern Abend beschäftigt. Noch immer kann ich nicht glauben, was ich ihr da an den Kopf geworfen habe. Ich bin so ein verdammter Vollidiot, ich wollte das alles gar nicht sagen. Darum ging es mir auch gar nicht. Ich habe ein verdammt schlechtes Gewissen und würde am liebsten sofort mit ihr reden. Aber ich weiß nicht, was ich sagen soll und wie ich ihr erklären kann worum es mir eigentlich geht. Ich fahre mir verzweifelt durch die Haare und seufze. Fuck ey, da muss ich mir echt was überlegen. Carlo, du hast echt Mist gebaut. Am liebsten würde ich die Zeit zurück drehen und alles von gestern Abend zurück nehmen. Kathi hat mir seit der ganze Mist mit Cro angefangen hat, immer, aber wirklich immer, den Rücken freigehalten und mich unterstützt wo sie nur kann und dann haue ich ihr sowas vors Gesicht wie gestern Abend. Ich bin einfach ein undankbares Arschloch. Ich weiß noch nicht mal richtig, warum ich gestern Abend so ausgerastet bin, das war ��berhaupt nicht ich. Normalerweise streiten Kathi und ich fast nie. Aber gestern Abend, habe ich mich einfach so krass von ihr in die Enge getrieben gefühlt. Und irgendwie habe ich auch Bammel davor, dass sie nicht wirklich versteht warum ich nicht will, dass sie wieder arbeiten geht. Eigentlich würde ich alles unterstützen was Kathi glücklich macht, denn für mich gibt es nichts Schöneres im Leben, als meine Traumfrau glücklich zu sehen. Aber gestern Abend habe ich genau das Gegenteil davon erreicht. Ich werde von einem Schuh, der mich genau im Gesicht trifft aus meinen Gedanken gerissen. Wütend schaue ich zu Markus und Jo rüber, die sich vor Lachen nicht mehr einkriegen. „Was soll der Scheiß?“, maule ich deine beiden an und reibe mir die Wange. „Sonst reagierst du ja nicht!“, meckert Markus zurück und fängt seinen Schuh auf, als ich ihn in seine Richtung pfeffere. „Was ist denn los Carls?“, will Jo wissen und rollt mit seinem Bürostuhl zu mir rüber, „Du bist schon den ganzen Morgen mega kacke drauf!“ Ich schnaube und lehne mich ein bisschen in meinem Stuhl zurück. Soll ich den beiden von Kathis und meinem Stress erzählen? Vielleicht haben die beide ja noch mal einen guten Tipp für mich oder irgendwas. Und wenn ich ehrlich bin, muss ich dringend mit irgendjemandem über diese ganze Scheiße reden. „Kathi und ich haben richtig Stress!“, gebe ich also zu und schaue in Markus Richtung. Ich bekomme gerade noch mit wie Jo seine Augen verdreht, ich weiß ganz genau warum. Für ihn sind Kathis und meine Probleme immer ein bisschen zu banal. Aber laut ihm, hat es ja auch niemand so schwer wie er. Und das nur weil seine große Liebe Elisa, auch nach fünf Jahren Fernbeziehung, noch immer in Spanien lebt und er sie einfach nicht überzeugen kann ins kalte Stuttgart zu ziehen. „Was ist denn passiert?“, will Markus wissen und lässt seine Obey Snapback aufs Mischpult fallen. Also fange ich an den beiden alles zu erzählen, von den Problemen bei Vio, über Bens und Kathis Ideen bis hin zu unserem Streit von gestern Abend. Als ich fertig bin schaut Markus mich ein bisschen wütend an und Jo pfeift nur durch die Zähne. „Da hast du mega große Scheiße gebaut, Carls!“, lässt er mich wissen und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. „Danke das weiß ich auch!“, zicke ich ihn an und verdrehe die Augen. Misstrauisch werfe ich einen Blick zu Psaiko rüber, er hat noch immer nichts gesagt und das ist bei ihm nie ein gutes Zeichen. Denn Psaiko ist wie so ein Vulkan, er kann ziemlich lang die Klappe halten, aber wenn er dann einmal ausbricht, sollte man besser um sein Leben laufen. Jo stößt sich mit einem Ruck vom Mischpult ab und rollt bis zum Bierkühlschrank rüber. Nur ein bisschen später hält er mir eine offene Flasche Becks unter die Nase und reicht Markus die andere. Manchmal braucht man einfach so Freunde wie Jo, die dir sagen, dass du Scheiße gebaut hast und sich dann mit dir zusammen betrinken. Ich mache die Flasche in einem Schluck leer und lasse sie geräuschvoll auf den Boden fallen. Noch immer hat Markus nichts gesagt. „Was ist los Psaiko?“, will ich wissen und schaue ihn aufmerksam an. Markus durchbohrt mich geradezu mit seinem Blick. Ja, gleich ist es soweit, er wird explodieren. „Du willst wissen was los ist?“, herrscht er mich an und knallt seine Bierflasche auf das Mischpult, „Du bist ein verdammtes Arschloch Carlo, das ist los. So eine Frau wie Kathi, die kann man sich nur wünschen. Sieben Jahre macht sie jetzt schon jeden Scheiß mit dir mit. Egal ob es darum geht, dich besoffen durch Deutschland zu fahren, weil du dich auf deiner eigenen Tour so hart selbst feierst, dass du sonst den nächsten Auftritt verpasst. Oder Vio neben dem Studium mit zu schmeißen. Ganz zu schweigen davon, dass sie Emil und Toni die meiste Zeit praktisch komplett alleine groß zieht, während du deine Traum lebst!“, brüllt er mich an und ich werde immer kleiner. Ich will ansetzen was zu sagen, aber Markus ist noch nicht fertig. „Kathi tut einfach alles für dich und erwartet nie irgendeine Gegenleistung. Es gibt ne ganze Menge Weiber, die bei deinem Lebensstil schon längst die Flucht ergriffen hätten. Aber nicht Kathi! Nein, die ist sogar noch so blöd und heiratet dich. Sorry Carlo, du bist mein bester Freund. Aber nach der Aktion von gestern Abend hast du sie echt nicht verdient!“ Markus schaut mich enttäuscht an und lässt sich in seinen Sessel zurück fallen, als wenn er von dem ganzen Gemecker völlig außer Atem wäre. Naja immerhin hat er es geschafft, dass ich mich jetzt noch mieser als vorher fühle. Und das ist eigentlich gar nicht möglich. „Fertig?“, fragt Jo und versucht damit wahrscheinlich ein bisschen die Stimmung auf zu hellen. Was aber nicht wirklich klappt, weil ich mich eh schon die ganze Zeit kacke fühle und jetzt ist auch noch mein bester Freund sauer auf mich. Geil. „Alter ich weiß, dass ich mega großen Mist gebaut habe!“, sage ich kleinlaut und stütze mein Gesicht auf die Hände, „Aber ich weiß nicht bei mir sind irgendwie gestern Abend die Sicherungen durch gebrannt!“ Ich versuche irgendwie Markus und Jo zu erklären, woher meine Abneigung gegenüber Kathis Wunsch wieder arbeiten zu gehen kommt. „Nur als ich früher klein war, musste meine Ma immer arbeiten und ich fand das mega ätzend und jetzt sollen Toni und Emil nicht genau das gleiche durch machen müssen!“, versuche ich ihnen meinen Standpunkt zu erklären, „Und ich bin eh schon so wenig da, wenn Kathi jetzt auch noch arbeitet sehen wir uns auch noch weniger.“ Markus mustert mich noch immer mit verschränkten Armen, „Alter das ist verdammt selbstsüchtig!“ Ich raufe mir die Haare, weil ich weiß, dass Markus Recht hat. „Ich weiß man, aber was kann ich denn dafür? Ich will doch nur, dass Toni und Emil alles haben und das Kathi auch glücklich ist!“ Jo klopft mir auf die Schulter, „Das ist ja auch super von dir Carls. Aber es ist doch nun wirklich kein Weltuntergang, wenn Kathi so ein paar Stunden arbeiten geht. Und wenn sie sich dann gut fühlt! Hast du da am Ende auch was von. Glückliche Frauen sind immer williger!“ Jo zwinkert mir blöd zu und eigentlich hätte ich über seinen Witz sogar gelacht. Aber leider, ist mir im Moment gar nicht zu Lachen zu mute. Ich zucke mit den Schultern und fahre mit durch die Haare. „Alter, ich habe echt große Kacke gebaut!“ Ich schaue Markus und Jo hilfesuchend an. Ich muss Kathi einfach versuchen zu erklären, warum ich so krass ausgerastet bin und wie ich da zu der ganzen Sache stehe. Vielleicht es ja wirklich kein Weltuntergang, wenn Kathi ein paar Stunden in der Woche arbeiten geht. „Also wie ich das sehe, hast du zwei Möglichkeiten!“, beginnt Jo zu sprechen und ich schaue ihn aufmerksam an, „Entweder du schwängerst sie nochmal, das fesselt sie bestimmt nochmal zwei Jahre an die Wohnung oder du redest vernünftig mit ihr!“ Ich sehe wie Markus sich versucht ein Grinsen zu verkneifen. „Auf jeden Fall musst du aus den Fünfzigern zurückkommen!“, sagt Markus und schaut mich streng an und ich weiß, dass er Recht hat. Ich muss mich wirklich bei Kathi entschuldigen. Hastig stehe ich auf und greife nach meinem Rucksack. „Wo willst du hin?“, fragt Jo mich überrascht. Ich bin schon fast zur Tür raus, als ich antworte, „Meine Ehe retten!“
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papieristgeduldig · 8 years ago
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Die Bubble ist tot, lang lebe die Bubble...
Vielleicht (wahrscheinlich) bin ich superselektiv in meiner Wahrnehmung, aber für mich ist Fandom in den allermeisten Fällen mit extrem guten Erfahrungen verbunden; nach meiner gefühlten Statistik sind Fans hauptsächlich Erwachsene mit hervorragendem Geschmack und liberalen Ansichten, die sich um einen respektvollen Umgang miteinander bemühen. :P Der Großteil der social justice-Posts, die mir auf tumblr begegnen, machen einen guten Punkt. (Ist das ein Ausdruck, den man im Deutschen verwenden kann? o_0) Ich stimme nicht immer allem zu (logisch), aber ich kann darin nicht die galoppierende Irrationalität erkennen, die ihnen oft unterstellt wird. Anders gesagt: Meine links-progressive Filter Bubble scheint auch im Hinblick auf Fandom recht gut zu funktionieren.
Der Eindruck löst sich leider jedes Mal in Luft auf, wenn ich in die fandom-tags auf tumblr schaue oder einen Blick ins ffde-Forum werfe. Und dann ist es auch ganz schnell vorbei mit dem gelassenen Gleichmut.
Das hat beides mit dem erwachsenen Fandom, das ich so gerne habe, nichts zu tun – und zwar nicht nur, weil sich dort nur Kinder/Jugendliche beteiligen, sondern weil die Mitglieder dieser Fandom-Subkulturen (seien es nun Anti-Shipper, Mein Fave kann auf keinen Fall problematisch sein-Apologet_innen, Antiintellektuelle oder Sozialkonservative) nicht in der Lage sind, ihre eigenen Meinungen zu hinterfragen. Man könnte genauso gut mit der Wand reden; die Ansichten halten jedem Widerspruch und Gegenwind stand wie eine Dreiwettertaft-Frisur.
Das Tragische ist daran vor allem, dass es im deutschen Sprachraum keine (oder kaum) Alternativen zur dominanten, gleichermaßen restriktiven wie unreflektierten Fankultur der Plattform X gibt. Die Konsequenz daraus ist nicht nur, dass es einen untragbaren Mangel an möglicherweise jugendgefährdender Pornographie gibt (Selbstverständlich redet keiner darüber, dass es vielleicht auch jugendgefährdend sein könnte, sowas wie die Rede von Zwangsverschwulung nicht zu unterbinden. Aber hey... Und: Irgendwann muss ich mir noch mal genauer ansehen, ob es überhaupt irgendeine neuere Rechtsprechung zu Nicht-Bildmaterial als Porn gibt; jedes Mal wenn ich drüber nachdenke wie sinnvoll es ist, Fanfic unter Pornographie nach deutschem Recht zu subsumieren, streikt spontan mein Gehirn, weil ich es so absurd finde.) – es gibt auch quasi keine Meta-Diskussionen und ansprechend geschriebene Fic zu finden ist ein bisschen wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen. (Kommt auf’s Fandom an, es gibt auch Ausnahmen, aber... naja)
Auf eine skurrile Art fühlt es sich an, als sei die ffde-Community ein einer Zeitblase um die Jahrtausendwende gefangen; Begriffe wie Lemon sind immer noch im Gebrauch, es gibt extra Warnungen vor Slash (sonst aber keine), Fanfic wird fast ausschließlich als Trivialliteratur interpretiert. Man kann quasi diese “Es war einmal im Fandom-Posts” durchgehen und Haken setzen. Zum Teil ist das bezaubernd, zum Teil aber auch ganz schön erschreckend. Ich weiß nicht, ob ihr mal Generation X gelesen habt, da gibt es diesen Asteroiden namens Texlahoma ist, auf dem immer 1974 ist, das Jahr nach Ölpreiskrise... Ungefähr so ist das scheinbar auch in dieser Nische des deutschen Internets; und die Fandomältesten bemühen sich auch noch diesen Zustand zu konservieren als sei es der heilige Gral.
Der Grund warum das so gut funktioniert ist, weil so gut wie alle Erwachsenen (und ich meine Erwachsene hier nicht nur im wörtlichen, sondern auch im emphatischen Sinn) auswandern; sei es, dass sie nur ihre Sachen auf ffde posten aber nicht community-aktiv sind, sei es dass sie ihren deutschsprachigen Content in der 'Diaspora' (Livejournal, DW, AO3, tumblr) unterbringen. Wer genug Englisch zusammengekratzt bekommt, nimmt eben oft lieber die Hürden in Kauf, die die Interaktion mit dem internationalen Fandom mit sich bringt, als quasi Selbstgespräche zu führen. Ist ja auch keine Überraschung.
Ich hab ja schon in einem früheren Post (Aber denkt doch auch mal an die Kinder) geschrieben, dass ffde einfach die deutsche Entsprechung für ffnet ist und es keinen Sinn macht, zu erwarten, dass ein Ort, der für Jugendliche konzipiert ist, uneingeschränkt auch für erwachsene Interessen genutzt werden kann. Genausowenig wie man das umgekehrt der Fall ist. Aber auch wenn ich nicht unbedingt der Meinung bin, dass Minderjährige kinkmeme-Fills lesen sollten, der Gedanke sie mit den selbsternannten Sittenwächterinnen alleine zu lassen, bis sie alt genug sind (= ihr Englisch gut genug ist; und ja, mir ist klar dass das nicht das Gleiche ist), den Sprung zu den Internationals zu machen, gefällt mir auch nicht.
Fanfiction ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit spezifischen Medien; Fanfiction ist auch eine Art der kollektiven Narration, sie hat ein gesellschaftliches Element, das nicht an Sprache scheitern sollte; wir erzählen uns gegenseitig Geschichten, über Begehren, Identität, Motivation, Moral, Gut und Böse, die nicht mainstream-kompatibel/vermarktbar sein müssen. Möglicherweise sind darunter Perspektiven, die es sonst nicht oder nur selten gibt, oder die nur schwierig auffindbar sind. Charaktere werden ja z.B. nicht nur als homosexuell interpretiert, sondern auch immer häufiger als trans oder als ace, Identitäten, die in den kommerziellen Medien quasi null präsent sind. Fanfiction ist ein Sandkasten zum freien Ausprobieren. Oder sie sollte es sein.
Vielleicht ist diese Form der Identitätssuche hin und wieder etwas, das Leuten die davon nicht (mehr) betroffen sind, total auf den Keks geht, vor allem wenn sie halt... sehr identitär ist, aber ich denke mir, dass es trotzdem von Vorteil ist, wenn in einem Fandom auch ein paar Erwachsene rumschwirren. Zum Ausgleich und (idealiter) zwecks liberalem Chill.
Ich meine dieses ganze abgeklärte “Ich hab schon jeden Shipwar gesehen, ihr könnt mir nichts mehr erzählen”, das jüngere Fans 100pro regelmäßig zur Weißglut treibt, hat auf ne Art eben auch den Nebeneffekt, dass gewisse Errungenschaften über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben und sich überhaupt soetwas wie eine community-basierte Fandom-Netiquette durchsetzen kann. Regeln wie “Don't like don't read” oder “kein negatives Feedback außer es ist ausdrücklich gewünscht” oder auch Warnungen vor bestimmten Themen sind ja Konventionen, die man als neuer Fan nur dann vermittelt bekommt, wenn sie auch praktiziert werden.
Es ist natürlich alles keine reine Frage des Alters, aber ich würde davon ausgehen, dass Lebenserfahrung hilft, über den eigenen Tellerrand hinauszugucken, und dass positive Vorbilder oder vielleicht auch einfach nur jemand, an dem man sich abarbeiten kann, keine schlechte Sache sind. Mehr Input. Mehr Diversität. Mehr Bewusstsein für das was geht. (Mehr als die eine deutsche Texlahoma-Filter Bubble)
Auf Englisch lese ich häufiger mal Fanfic, bei der ich einfach nur mit den Ohren schlackere, weil sie so gut ist. Das ist mir auf Deutsch bisher selten passiert.
Es deprimiert mich, dass viele Leute keine Fanfic auf Deutsch schreiben, weil sie glauben, dass es dafür kein Publikum gibt, dass viele Leute keine Fanfic auf Deutsch lesen, weil es nahezu unmöglich ist, gute unter all den Geschichten mit dem Qualitätssiegel “Du hast gar keine Rechtschreibfehler gemacht” zu finden oder dass Leute generell glauben, brillante Fanfic sei ein Widerspruch in sich. (Ausgenommen Goethe, Schiller und Konsorten versteht sich.)
Ich hab immer noch keine Idee, wie man aus dem Dilemma entkommen könnte – das Problem ist ja nicht zuletzt, dass das primäre Interesse immer dem Fandom gilt; Fandom schlägt Sprache. Außer wenn man ein deutschsprachiges Fandom hat, dann hat man Glück gehabt. *winkt zum Tatort-Fandom rüber*
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nehmtplatz-blog · 6 years ago
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Heute geht es um den Einzelhandel
Tatort: Herrenabteilung eines gewöhnlichen Schuhgeschäftes. Von Montag bis Samstag heißt es jeden Morgen um 10 Uhr den Jeff Bezos und Daniel Zwangs da draußen den Kampf anzusagen und der Gesellschaft zu beweisen, dass man noch existiert. „Der Kunde ist König“ ist für jeden Einzelhandelsfachmann der Leitsatz, das Glaubensbekenntnis, eigentlich der Grund, warum man morgens lieber im Bett bleiben will. Der Kunde ist König, genau. Aber kein König, der mit Wohlwollen und moralischer Festigkeit über seine Untergegebenen regiert, sondern eher ein Joffrey Baratheon Game of Thrones König, der dir beim Betreten des Geschäfts schon mit seiner Mimik vermittelt, dass jegliche Fehlberatung mit dem Tode bestraft wird.
10 Uhr in der Früh, die Türen öffnen sich. Dem herzlichen „Guten Morgen“ des Verkäufers wird, wenn einem nicht die komplette Ignoranz ins Gesicht geballert wird, nur ein abwertendes Kopfnicken entgegengebracht. „Ich suche einen braunen Schuh“, heißt es dann in einer Offiziersstimme. In einem Fundbüro mag das wohl knapp ausreichend sein, in einem gut sortierten Schuhgeschäft tritt spätestens jetzt das erste Mal das Verlangen des Verkäufers auf, den Kunden direkt in die Fußgängerzone zurückzuboxen. Nach 6-stündiger Privatführung durch das Geschäft, hat man dem Opfer, Pardon dem Kunden, dann jegliche Art von braunem Schuh präsentiert, bis dieser dann seine endgültige Entscheidung getroffen hat. Auf die Frage, welche optimale Größe man ihm denn bringen könne, bekommt man nur die Antwort eines ratlosen Gesichtes „Äh also meine Schuhgröße weiß ich gar nicht so genau“. Und dann geht man rüber, mit dem 56-jährigen Firmen-CEOs, in die Kinderabteilung, um auf einem Dinosaurier-Fußmessgerät, die Füße eines Mannes zu messen, dessen Alltag es ist, mit Millionenbeträgen zu hantieren. Kurz auf den kleinen Maxi und seine Mutter gewartet, bringt man nun die nötige Schuhgröße in Erfahrung und verschwindet für einen kurzen Moment im Lager, um dort an den, extra für solche Kunden bereitgestellten Boxsäcken seinen Frust abzulassen.
Runde 2 beginnt. „Können Sie mal schauen, ob der passt?“. Am liebsten würde man entgegenbringen: „Sind nur Ihre Zehen im Schuh, dann ist er zu klein. Verschwindet Ihr komplettes Knie im Schuh, dann ist er wohl zu groß!“ Aber nein,  ab geht es in die Blowjob Hocke mit gezücktem Daumen und aus „Wo drückt der Schuh?“ wird ein „Wer drückt den Schuh“. Passt. Man denkt einer Einigung zum Schuhkauf steht nun nichts mehr im Wege, doch da kommt er, der Endgegner eines jeden Verkäufers. Die Frau und gleichzeitig die modische Regierung des Herren betritt das Geschäft und läuft der neu gewonnenen Feindschaft mit einem Kopfschütteln entgegen. „Karl-Heinz, wir beide haben gesagt du brauchst einen schwarzen Schuh!“ Und da ist er, der Blick des Verkäufers zum nächstgelegenen Schuhlöffel, mit dem man am liebsten beide gleichzeitig ins Koma prügeln will.
Gefühlte Stunden, Tage, Wochen vergehen, bis man schlussendlich mit dem richtigen Schuh in der richtigen Farbe aus dem Lager gelaufen kommt, bejubelt mit High-Fives der Kollegen, wie Footballspieler, die ins Stadion laufen. Für den Verkäufer beginnt jetzt die Verlängerung. „Wissen Sie, wie man diesen Schuh pflegt oder kann ich Ihnen diesbezüglich etwas zeigen?“ Jetzt tritt die Situation ein, in der sich der Großteil der Kundschaft denkt, dass sie nicht noch mehr Geld ausgeben wollen, aber keine Eier in der Hose haben, um ein einfaches „Nein“ zu entgegnen. Also packt man seine HSE24 Skills aus und bombardiert den Kunden mit nützlichen Pflegeprodukten jeglicher Art. „Ach sowas haben wir zu Hause.“…Einen Scheiß hast du, Karl-Heinz!
Natürlich gibt es auch nette und höfliche Kunden, die einem mit Respekt entgegenkommen, aber leider nur auf der Online-Homepage. JN
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rcacasio · 7 years ago
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Klaffke - 3
Lottchens freier Tag.
  „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“. Das heißt ja eigentlich nichts Anderes, als dass das kleine Lottchen im Kopf manchmal Sendepause hat. Lottchen nenne ich das Etwas in mir, das die Mine verzieht, wenn ich Mittwochs nachmittags über nen Vollrausch nachdenke. Ich bin ganz froh über das Lottchen. Ohne sie würde ich vielleicht nicht Mittwochs über sowas nachdenken. Aber auch nur weil ich mir den Rausch schon Dienstags reinkredenzt hätte.
Jedenfalls haben die Jungs angerufen, und Mittwochs haben die Gewissensbisse bei uns meistens ihren freien Tag. Zwei Geburtstage von irgendwelchen Arbeitskollegen und ne Ladeneröffnung in Mitte. Das geht auch nur in so einer Stadt. An nem Mittwoch. Wo ich großgeworden bin da gab es Mittwochs ab 18 Uhr nicht mal mehr Kippen an der Tankstelle. Außer man hatte Glück und Gisela einen guten Tag, dann hat man die Gauloise durch den Nachtschalter bekommen. Nachtschalter. Um 18 Uhr. Egal. Wir treffen uns erstmal vor dem Laden.
In Mitte sind die Drinks auf jeden Fall kostenlos und dafür ganz in Ordnung. Den Longdrink aus dem Plastikbecher hab ich zwar in einem Zug leer, aber man kann sich ja mal in den Ladenstellen und den DJ fragen ob er in Bargeld oder Klamotten bezahlt wird. Weder noch, und Alkohol würde er auch keinen trinken. Was eine arme Sau. Darauf erstmal noch drei Drinks, „einen für mich, und zwei für die Jungs“ zwinker ich dem Barkeeper im „Berlin – Tag und Nacht“ - Format zu. Das machen wir immer. Also das mit den Drinks, sonst müsste man sich echt alle drei Minuten da wieder anstellen und würde von Jan Leyks Cousin irgendwann den Hahn zugedreht bekommen. Die Drinks sind wirklich ganz okay. Zwei Zutaten und paar Pflanzen rein, nie falsch. Ich liebe Lottchens freie Tage.
Die zwei zentiliter Alkohol in jedem Drink machen ihren Job, langsam aber sicher holt jeder sein Handy um mal zu schauen wie wir zu den Geburtstagen kommen. Irgendwo an die Spree müssen wir scheinbar in ein Büro. Einmal umsteigen, reicht also für ein Bier auf die Hand. Finanziell und zeitlich. Geburtstag also dort feiern wo man auch arbeitet. Manchmal hab ich das Gefühl, ich wäre der letzte Mensch meiner Generation, der mit Arbeit tatsächlich noch den alten Stollen verbinden, den man nach einer 18 Stunden Schicht mit den Kumpels völlig verdreckt und schweißgebadet verlässt, und in den man am liebsten nie wieder hin zurückkehren möchte. Aber es muss, und zwar direkt am nächsten Morgen wieder. Die Arbeit gehört strickt vom Privatleben getrennt. Dieses ganze Openoffice, Coworking Space und dein Arbeitsplatz – dein Wohlfühlort Gehabe verstehe ich einfach nicht. Es ist doch in Ordnung keinen Bock auf seinen Arbeitsplatz zu haben, Arbeit muss doch nichts Gutes sein. Zum Glück bin ich der Langzeitstudent in der Gruppe. Aber ich weiß auch, dass das früher oder später heute Abend bei den Workaholic Bienen Thema werden wird. Ja, ich studiere noch. Wie lange noch? Naja bis der Mond in deinen Workspace kracht du menschgewordener Realitätsverlust. Und was ich studiere? Heben wir uns das für ein anderes Kapitel auf.
Haus 4B ist der Tatort meint Carlo, und Steffi hat Geburtstag. Das ist die mit dem dunkelbraunen Bob, hat meistens Bandshirts an und ist jetzt wahrscheinlich schon gut angetrunken. Alles klar Carlo, ich hab jetzt schon keinen Bock mehr. Wir kommen rein und es bestätigt sich natürlich alles vorher gedachte. Coworking big space be yourself Büro, die Tische zusammengeschoben zu einer großen Tafel und vollgestellt mit den feinsten Tröpfchen für das durstige Mäulchen. Giselas Auswahl hat mir besser gefallen. Aber war auch eine Araltankstelle und ihr Sortiment glich einer überteuerten Kreuzberger Szenebar. Ach Gisela.
 Sich vorzustellen und gleichzeitig zum Geburtstag zu gratulieren bringt immer unangenehme Situationen mit sich. Ich bevorzuge die Reihenfolge mich zunächst vorzustellen und dann zu gratulieren. Dann bleibt die Gratulation im Raum, und man wirkt nicht direkt wie eine Made die sich in den Getränkevorrat einwickeln möchte. Denn ich finde es gibt kaum vergleichbare Momente in denen man sich derartig als die Person outet, die nur für den Schnaps gekommen ist. Aber nun gut, wozu die Fassade. Ich frag aber vielleicht nicht direkt nach dem Schnaps. Das verpacke ich später lieber in ein höfliches „ach hier kann man sich was zusammen mischen? Wie nett“. Auch hier gilt natürlich wieder die „drei Getränke pro Person“ – Regel. Man weiß ja nie wann diese Office Typen das letzte mal Alkohol auf der Zunge hatten und wie schnell sie deswegen die Bar austrocknen. Lieber einen Vorrat holen, und zwar jedes Mal. Geburtstags-Steffi wirkt sofort wie einer der Personen die ihren Geburtstag über alles andere stellen. Zumindest an diesem speziellen Tag. Als ich mich mit „Klaffke“ vorstelle muss sie lachen. Wie nett. Anschließend behauptet sie mein Name hört sich an als würde man einem Rottweiler den Knochen wegnehmen. Eins zu Null für dich Steffi. Die Runde geht an dich. Wir sprechen uns dann, wenn ich mich anstatt ins Waschbecken daneben übergeben habe. Ob das mein richtiger Name ist? Geht dich einen feuchten Dreck an Geburtstagskind. Hab ich mir natürlich nur gedacht. Mein Name hat absolut nichts mit Verlustängsten zu tun. Die trage ich nicht in meinem Namen, die trage ich einfach so mit mir rum. Gratuliert hab ich ihr übrigens danach nicht mehr.
Max, Carlo und die Andern finden ziemlich schnell ihre Grüppchen, die sind ganz gut in sowas. Networken nennen sie es. Mal kurz den gebildeten raushängen lassen. Godard? Ja klar, alles von ihm gesehen, wahnsinns Kerl. Am Arsch die Räuber! Carlo denkt immer noch „Faust“ wäre der Nachname von Goethe und Max cinematographischer Höhepunkt war Transformers 3. Sollte hier mal jemand ernsthaft einen Streifen von Godard geschaut haben, dann nur wegen der durchgehend umwerfend aussehenden Nebendarstellerinnen. Aber die Art von Ehrlichkeit kann man hier Lange suchen. Und das ganze bedeutungsschwangere Gerede dann vor Leuten die man am liebsten nie wieder sieht. Vor allem nach meinem kleinen Waschbecken Faux-Pax später noch. Liebe Steffi. Die Aussicht von hier oben auf die Spree ist aber echt ganz nett. Im fünften oder sechsten Stock müssten wir jetzt stehen. Bin mir nicht mehr sicher. Den ganzen Office Mist hier rausreißen und eine schöne Wohnung reinsetzen. Das würde mir gefallen. Und die ganzen 200 Quadratmeter Wohnfläche dann bitte für 300 Euro warm. Von mir aus auch kalt. Die Stadt hätte viel weniger Probleme mit der Wohnungssituation, wenn diese ganzen hippen Büros in ihren super schönen Locations einfach mal Platz machen würden und sich außerhalb ansiedeln würden. Adlershof oder Schöneweide. Entlang an den ganzen S-Bahnstrecken die direkt in die Vorhöfe der ostdeutschen Hölle führen. Ich meine, diese Räume stehen 12 von 24 Stunden des Tages leer. Wer hat denen überhaupt eine Existenzberechtigung in dieser Lage gegeben? Sicherlich genau die Leute die eine Zitronenhälfte in ihren Captain Morgan mit Vanilla Coke pressen, und dann behaupten sie würden so etwas eigentlich garnicht trinken, aber mit Zitrone schmeckt das einfach lecker. Ich schmecke mittlerweile weder Vanilla Coke noch Zitrone aus einer meiner drei Mischungen. Sie hat auch eher die Farbe von frisch gepresstem Apfelsaft.
Ich glaube ich hab die Cola vergessen. Egal, ist bezahlt. Hat sich eigentlich mal jemand die Sauerei auf der Toilette angesehen? Danke Steffi, danke Lottchen.
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filmblabla · 8 years ago
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DAS WEISSE KANINCHEN (ARD)
Endlich habe ich nun auch den deutschen Fernsehfilm DAS WEISSE KANINCHEN sehen können, nachdem ich ihn bis dato mindestens zweimal verpasst hatte. Schließlich war der Film mit in der Auswahl für den besten Fernsehfilm 2016 und das völlig zurecht, so viel schon mal vorweg...
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Simon Keller ist Familienvater und Vetrauenslehrer, ein cooler Typ, dem selbst die pubertierenden Schüler nicht so richtig böse sein können, weil er den richtigen Ton mit ihnen trifft und ihnen zum Beispiel das wichtige Thema Cybergrooming erklärt und davor warnt, was das Netz alles mit einem anrichten kann, was die Folgen sein können. Alles ganz easy also, bis es nach 5 Minuten sowas von kracht, denn der coole Lehrer hat pädophile Neigungen...
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Von dort an wird der Film sowas von hart und unangenehm, dass ich es kaum glauben konnte, dass die ARD ihn zur Primetime ausgestrahlt hat. Gut und richtig, denn das dort gezeigte ist zwar widerlich, aber vielleicht haben einige Eltern mit Kindern im pubertären Alter hingeschaut und können mit diesem Thema nun besser oder anders umgehen, um ihre Kinder zu schützen, wenn das überhaupt möglich ist.
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An die Optik des Films muss man sich etwas gewöhnen, aber bei diesem harten Thema ist das fast ein willkommenes Stilmittel und ähnlich wie in CHATROOM brauchst Du ja irgendeinen Weg, das Internet zu verbildlichen. Was den Film so besonders macht neben seiner packenden Story sind die Schauspieler: Devid Striesow zeigt wieder einmal, dass er alles spielen kann, alles! Wie er diesen ambivalenten Charakter mit so wenig Mitteln auf die Leinwand bringt, ist schlicht sensationell. In einer Nebenrolle mit ebensoviel Sprengstoff sehen wir Louis Hofmann (FREISTATT, UNTER DEM SAND), der hier auch zeigen darf, dass auch er mal anders kann. Und dann ist da noch die arme 13-jährige, um die sich alles dreht, gespielt von Lena Urzendowsky und zwar so eindringlich, dass ich manchmal nicht nur weggucken wollte, sondern schon die Hand auf der Stoptaste hatte...
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TATORT-Regisseur Florian Schwarz ist hier wirklich ein Riesenwerk gelungen, alles andere als leicht zu konsumieren, aber das Thema ist einfach zu wichtig! Wer sich über den vermeintlich dämlichen Titel DAS WEISSE KANINCHEN mokiert, sollte wissen, dass es sich hierbei um einen Charakter aus ALICE IM WUNDERLAND handelt und dieses inhaltlich genial mit eingebaut ist sowie auch die gewöhnungsbedürftige Optik noch nachvollziehbarer macht.
10 von 10 mal Schoko und Vanille
Cheers Marcus
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